Einleitung

Phelsuma standingi ist eine Art, welche ich erst sehr spät entdeckt habe. Ich kannte sie nur von Börsen, wo einfarbig hellgraue, völlig verfettete Tiere mit überdimensionalen Kalksäckchen angeboten wurden und hätte nie gedacht, dass ich tatsächlich mal sowas pflegen werde.

Meine ersten beiden Tiere erhielt ich unangekündigt als Schlangenfutter geschenkt. Da meine Schlangen gerade gefressen hatten, liess ich die beiden halt mal vorübergehend im Wohnzimmer springen. Die zwei überzeugten mich schnell, dass sie definitiv kein Schlangenfutter seien.

Im Wohnzimmer entwickelten sie sich erstaunlich schnell zu wahren Schönheiten, was ich adulten Querstreifentaggeckos nie zugetraut hätte. Leider vermehrten sie sich in der Zimmerhaltung nie. Im Nachhinein fand ich im Drucker einige abgestorbene Gelege. Vermutlich war es für die Eientwicklung schlicht zu kalt.

Anscheindend wird in der Haltung hier viel falsch gemacht, denn auch im Terrarium entwickeln bei mir Phelsuma standingi sehr schöne Färbung.

dieser Drucker diente als beliebtes Versteck und wie sich später rausstellte auch als Eiablageplatz

Terrarium und Licht

Helles Licht und Lampen, welche kräftig Wärme abstrahlen sind wichtig für die Haltung von Phelsuma standingi. Gerade letzteres ist in einem grossen Terrarium, wie es der Querstreifentaggecko benötigt, schwierig umzusetzen. In einem Terrarium von 120x60x130cm (LängexBreitexHöhe) werden zwei 50 Watt HQI-Spots und zwei grosse LED-Powerbars betrieben, was sich als untere Grenze herausstellte, optimaler wären vier 50Watt HQI Spots, was sich kräftig in der Stromrechnung zu Buche schlägt. Dies geht, da die Sonne am späten Nachmittag direkt durch das Fenster in das Terrarium scheint und es so zusätzlich erwärmt.

Das Terrarium ist bestückt mit Herkulesstauden- und Bambusrohren. Es ist mit zwei drei grösseren Pflanzen (Euphorbia duracallistenoclada und einer Alluaudia procera) schlicht, dem Habitat entsprechend bepflanzt.

Ernährung

Ich füttere die Tiere mit Heimchen, Wachsmottenlarven, Stubenfliegen, verschiedenen Schabenarten (selbst adulte Blaptica dubia werden verspiesen), Bohnenkäfern, Getreidekäfern, Heuschrecken und Wiesenplankton. Es wird einfach alles gefressen, was in den Mund passt, selbst Babymäuse werden nicht verabscheut. Die Tiere sind nicht sehr wählerisch. Im Dornwald, wo sie herkommen müssen sie mit wenig Futter auskommen und hätten wohl wenig Überlebenschancen, wenn sie zu wählerisch wären. Entsprechend verfetten Querstreifentaggeckos sehr schnell, wenn nicht peinlichst genau auf eine eine sparsame Fütterung geachtet wird. Bei der zweiwöchentlichen Fütterung werden die Futtertiere gut mit den nötigen Spurenelementen eingestäubt.

Zudem steht immer ein Schälchen mit Kalziumpulver bereit. Blütenpollen werden oft lange verschmäht. Das Schälchen ist dann jeweils doch plötzlich von einem Tag auf den anderen leergefressen.

Den spärlichen Wasserbedarf deckt Phelsuma standingi über das gesprühte Wasser oder ein Schälchen, das regelmässig gereinigt werden muss. Wird dies vernachlässigt, kann der Wassernapf zum krankmachenden Bakterienherd werden. Es eignen sich Vogeltränken.

Klima und Jahreszyklus

Phelsuma standingi ist ein Bewohner des trockenen madagassischen Dornwaldes. Anders als bei den meisten Arten der Gattung Phelsuma benötigt der Querstreifentaggecko ein trockenes, warmes Klima. So wird nur im Frühling (Regenzeit) gesprüht und in der restlichen Zeit über Vogeltränken Wasser angeboten und oder nur sehr sparsam (aber regelmässig) gesprüht. Eine gute Luftumwälzung muss gewährleistet sein, was es schwierig macht, auf die benötigten Temperaturwerte zu kommen. Im oberen Bereich sollten 27°C tagsüber erreicht werden, in den unteren Bereichen fällt die Temperatur auf Zimmertemperatur ab. An den Wärmeplätzen sind Temperaturzonen von rund 40°C sehr beliebt. Im Sommer darf die Temperatur auch im oberen Bereich 30°C erreichen, wenn kühlere Bereiche vorhanden sind. Im Winter sollten wenigstens noch 25°C erreicht werden.
Im Sommer beträgt die Belichtungsdauer vierzehn, im Winter acht und im Frühling und Herbst zwölf Stunden.

Vermehrung

Wird ein Jahreszyklus und genügend hohe Temperaturen geboten, vermehren sich Querstreifentaggeckos recht gut. Die Aufzucht der Jungtiere kann komplett den Elterntieren überlassen werden (sofern die Gelege im Terrarium belassen werden). Von März bis Juli wird monatlich ein Gelege abgesetzt. Die Geschlechter sind unter den Bedingungen meist recht ausgewogen. Die bevorzugte Ablagestelle misst ca. 27°C. Bei dieser Temperatur schlüpfen die jungen Querstreifentaggeckos mit ≈Ø90d relativ spät. Die Eierschalen werden meist gleich nach dem Schlupf der Jungtiere von den Eltern gefressen. Die volle Grösse erreichen Jungtiere erst nach etwa zwei Jahren, spätestens jetzt sollten die Jungtiere von den Eltern getrennt werden. Das geübte Auge kann frisch geschlüpfte Querstreifentaggeckos ab dem ersten Tag anhand der Präanofemoralporen sicher bestimmen.

Charakter

Der Charakter ist wohl das, was Phelsuma standingi einzigartig innerhalb der Gattung Phelsuma macht. Vermutlich handelt es sich bei Phelsuma standingi um die einzige Art, bei der aktive Brutpflege beobachtet werden konnte. So bissen mich die ausgewachsenen Querstreifentaggeckos in die Hand, wenn ich mich den Gelegen näherte. Das erstaunlichste Erlebnis war wohl, als das Querstreifentaggecko-Männchen, nachdem ich das Terrarium geöffnet hatte, ein vorne sitzendes Jungtier mit dem Mund schnappte. Entgegen der ersten Vermutung frass er es nicht, sondern rannte in einen geschützten Bereich und liess es dort wieder los. Das Jungtier trug keinerlei Narben davon.

Leider sind nicht alle Querstreifengeckos so führsorgliche Eltern und es wurden auch schon Streitereien unter Jungtieren beobachtet (mündliche Mitteilung HOFMANN, T., Zittau, 2012). Die Theorie, dass Phelsuma standingi ihren Kleinen wegen deren Zeichnung nicht nachstellen, scheint falsch zu sein. Werden die Gelege ausserhalb des Terrariums inkubiert, sollte man nicht glauben, man könne die Jungtiere zu ihren Eltern setzen. In diesem Falle werden sie sofort gefressen. Gegenüber Tieren ausserhalb der eigenen Familie verhält sich Phelsuma standingi meist sehr aggressiv.

Querstreifentaggeckos sind meist sehr zutraulich und rennen dem Pfleger sofort entgegen, wenn er in die Nähe des Terrariums kommt, da sie auf Futter hoffen.

Bilder