Bei guter Haltung eines harmonierenden Paares, lassen sich Phelsumen recht gut vermehren. Eine erfolgreiche Vermehrung beginnt mit der korrekten Geschlechtsbestimmung. Leider werden nicht selten falsch bestimmte Tiere verkauft.

Geschlechtsbestimmung

Die Geschlechtsbestimmung bei Phelsumen ist Übungssache und auch für den geübten Halter oft eine Herausforderung. Gerade bei jungen Tiere ist es manchmal äusserst schwierig, die kleinen Feinheiten zu unterscheiden.

Männchen besitzen Pranoäfemoralporen, welche als kleine, meist schwarze Punkte auf einer vergrösserten Schuppenreihe entlang der Hinterbeine sichtbar sind. Diese sondern ein Sekret ab, welches bei adulten Männchen den Bereich gelb erscheinen lässt und manchmal in Form von Zäpfchen aus den Poren ragt.

In der Fotogalerie der Homepage der IG-Phelsuma sind bei einigen Arten auch Bilder mit den Geschlechtsmerkmalen der jeweiligen Art zu finden.

Ein weiteres Geschlechtsmerkmal sind die Hemipenistaschen, welche bei den Männchen als Wölbungen am Schwanzansatz zu sehen sind. Vorsicht, bei dicken Weibchen können Fetteinlagerungen ähnlich aussehen.

Besonders markant sind die Merkmale bei adulten Phelsuma standingi. Diese Art lässt sich bereits ab Schlupf sicher bestimmen.

Weibchen haben an den Hinterfüssen einziehbare Krallen an den Zehen, welche jedoch schlecht sichtbar sind und deshalb schlecht als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden können.

Kalksäckchen werden tendenziell von Weibchen stärker ausgebildet, sind jedoch ebenfalls kein zuverlässiges Geschlechtsmerkmal.
Gewisse Arten weisen einen Geschlechtsdichromatismus auf. Das heisst die Färbung und oftmals auch die Grösse der Geschlechtern unterscheidet sich. Dies macht die Geschlechtsbestimmung adulter Tiere einfach. Ein typisches Beispiel dafür ist Phelsuma borbonica.

Männchen: Phelsuma borbonica
Weibchen: Phelsuma borbonica
Männchen: Phelsuma standingi
Weibchen: Phelsuma standingi

Zusammensetzen von Tieren

Phelsumen sind Einzelgänger; dennoch werden sie in den Terrarien meist als Paare gehalten, was bei vielen Arten dauerhaft ganz gut klappt. Trotzdem gedeihen Jungtiere meist wesentlich besser, wenn sie einzeln aufgezogen werden. Da selten ein Züchter die Möglichkeit hat, eine grosse Zahl adulter Nachzuchttiere über einen längeren Zeitraum zu halten, werden diese oft subadult oder als Jungtiere angeboten.

Das ist sofern diese gesund sind auch kein Problem. Beim Erwerb solcher Tiere gilt allerdings zu beachten, dass sie am Anfang getrennt gehalten werden müssen, damit das Weibchen nicht zu früh befruchtete Eier ablegt. Das Weibchen sollte bei der Vergesellschaftung mit einem Männchen ausgewachsen und gut im Futter sein. Zu dem Zeitpunkt des Zusammensetzens hat es bereits mehrfach Wachseier abgelegt. Dies alleine sollte nicht zur Annahme verleiten, dass sie bereits adult sei. Legt ein Weibchen zu früh befruchtete Eier, kann es zur Legenot kommen. Da das Kalzium, welches für das Wachstum benötigt werden würde nun für die Eischale aufgewendet wird entwickeln sich solche Weibchen nicht mehr richtig. Im Extremfall sterben sie. Hier lohnt es sich zu warten. Beim späteren Zusammensetzen sollte im Normalfall darauf geachtet werden, dass das Männchen zum Weibchen gesetzt wird und nicht umgekehrt. Falls das Männchen deutlich unterlegen ist (ist häufig bei P. barbouri der Fall), sollte das Weibchen zum Männchen gesetzt werden.

Dieses Paar Phelsuma borbonica harmonisiert gut, trotzdem kann eine Trennung notwendig werden.

Auch später sollte immer ein Notfallterrarium zur Verfügung stehen, da es immer zu Situationen kommen kann, wo das Paar vorübergehend getrennt werden muss. Ist dies der Fall bleibt immer das unterdrückte Tier im Terrarium, auch wenn es oft einfacher zu fangen wäre. Es gibt Arten, wo eine getrennte Haltung von Anfang an geplant werden sollte und die Tiere nur unter Aufsicht verpaart werden dürfen. Dazu gehören zum Beispiel auch die sehr attraktiven Arten Phelsuma serraticauda oder flavigularis.

Paarung

Das Liebesspiel beginnt mit Schwanzwedeln und Züngeln, wobei die Tiere mit den Köpfen eine seitliche Zitterbewegung machen und langsam aufeinander zukommen. Ist das Weibchen paarungsbereit, beisst sich das Männchen in ihrem Nacken fest und umschlingt mit seinem Schwanz den ihrigen, so dass er einen seiner Hemipenen in ihre Kloake schieben kann. Dies dauert in der Regel nur wenige Sekunden bis Minuten. Anschliessend reinigen die Tiere ihren Geschlechtsbereich mit der Zunge.
Ist ein das Weibchen nicht paarungsbereit flieht es, sollte dies ein Dauerzustand sein, muss das Paar getrennt werden, da das unterdrückte Tier an Dauerstress auf die Dauer stirbt.

Paarung im Terrarium P. mutabilis

Eiablage

Ungefähr einen Monat nach der Paarung legen die Weibchen im Abstand von ca. einem Monat jeweils zwei Eier ab. Bereits vor der Ablage kann beobachtet werden, wie das Weibchen dicker wird und oft schimmern (meist zwei) weisse Eier durch den Bauch.

Die Ablagesaison dauert vom Frühling bis in den Spätsommer, einige Arten legen das ganze Jahr über ab. Die Eier werden artspezifisch an den Untergrund geklebt oder frei in eine Blattachsel oder in ein Rohr abgelegt. Bewährte Ablageplätze werden immer wieder aufgesucht. Deshalb empfiehlt es sich die Gelege nicht grad sofort zu entfernen.

Massenablageplatz entlang eines Baches in Mauritius, vermutlich von P. ornata

Unbefruchtete Gelege sind einerseits meist ohne richtige Schale und sind schrumplige gelbe Klumpen, welche wahllos an einer beliebigen Stelle abgelegt werden.

Oft werden diese wieder gegessen, um die Energiereserven nicht zu verlieren.

Bei künstlichen Eiablageplätzen muss immer darauf geachtet werden, dass das Weibchen auf jeden Fall wieder raus kommt. Mir sind bereits zwei Tiere verendet, weil sie sich mit einem Gelege eingemauert haben. Ein drittes konnte ich gerade noch retten. Ich verwende aus diesem Grunde (auch bei Eifreilegern) keine dünnen Bambusröhren mehr, obwohl sie diese meist vorziehen würden. Falls ich doch mal dünnere Rohre verwende, schneide ich ganz unten eine Öffnung rein, so dass sie auf jeden Fall wieder raus kommen, leider werden solche Rohre dann nur noch selten für die Eiablage genutzt.

eifreilegende Phelsuma v-nigra klebte ihre Eier und versperrte sich damit den Ausgang und verstarb

Inkubation

Da die meisten Phelsumen ihrem Nachwuchs nachstellen, sollten Gelege ausserhalb des Terrariums inkubiert werden. Das Gelege platziere ich auf ein kleines Stück Styropor, wo ich vorher eine Mulde rein gemacht habe. Dies kommt auf eine ca. drei Zentimeter tiefe Lage von feinem, nassen Steckschaum, der bei Bedarf nachgefeuchtet wird, wobei der Styropor den grössten Teil der Fläche bedeckt. Den Deckel der Eidosen statte ich mit Drahtgaze aus. Das Döschen wird nun verschlossen und zwischen 23 und 31 Grad gezeitigt. Je nach gewünschtem Geschlecht, denn dieses wird durch die Inkubationstemperatur festgelegt. Die Grenze ist dabei nicht bei jeder Art gleich. Als Faustregel gilt, bei höheren Temperaturen schlüpfen Männchen. Es ist wahrscheinlich, dass weitere Faktoren wie zum Beispiel die bevorzugte Aufenthaltsstelle des trächtigen Weibchens oder das Temperaturgefälle eine Rolle spielen. Auf bestimmte Geschlechter zu inkubieren ist sicherlich ein weiterer guter Grund, Gelege nicht im Terrarium der Elterntiere zu belassen.

Beispiel einer Inkubationsdose für Tieflandarten.

Phelsumeneier sind nicht sehr empfindlich, falls Jungtiere nicht schlüpfen, liegt dies in der Regel daran, dass die Elterntiere zu schwach sind und das Weibchen somit nicht genügend Kraft in die Gelege abgeben konnte.
Eine Ausnahme scheinen Hochlandarten darzustellen. Da in diesen nebligen Gebieten eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit vorherrscht, müssen auch entsprechende Gelege sehr feucht inkubiert werden. In dem oben abgebildeten Döschen würden diese absterben. Deshalb verwende ich bei diesen Arten Deckel mit nur zwei kleinen Löchern (Durchmesser ca. 3mm).
Sehr wichtig zu beachten bei der Inkubation ist, dass eine Nachtabsenkung bewerkstelligt wird. Werden die Eier konstant bei einer bestimmten Temperatur gezeitigt, schlüpfen meist hinfällige Jungtiere. Falls ich auf ein bestimmtes Geschlecht inkubiere, zeitige ich gewisse Gelege für ca. 10 Tage konstant bei der entsprechenden Temperatur und beginne erst dann mit Nachtabsenkung. Es hat sich gezeigt, bei mir z.B. bei Phelsuma cepediana so mehrheitlich Männchen schlüpften, welche dennoch stabil sind.

Als Ablageplätze biete ich eiklebenden Arten nur noch Herkulesstaude oder japanischen Knöterich an, so lassen sich die Eier leicht raus schneiden und in den Inkubator überführen. Da es sich dabei um invasive Neophyten handelt reut es dann auch nicht Rohre regelmässig zu ersetzen. Eine Alternative ist Druckerpapier im Bambus anzubringen, wobei die Geckos sich manchmal hinter das Papier zwängen und die Eier trotzdem an den Bambus kleben, was eine kontrollierte Zeitigung enorm erschwert. Ich verwende inzwischen meist eine Kombination der beiden Varianten.

Manchmal lässt es sich nicht bewerkstelligen, die Eier zu entfernen, ohne sie zu beschädigen, in diesem Fall müssen sie geschützt werden, damit die Jungtiere nicht zur Speiseplanerweiterung der Eltern werden.

Knetmasse eignet sich gut, um die Sicherung abzudichten, hier sind Eier von P. barbouri in die Löcher des Backsteins gelegt worden.
Nach meist etwa 2-3 Monaten schlüpfen die Jungtiere, indem sie mit dem Eizahn ein Loch in die Eierschale schneiden und dann den Deckel aufdrücken. Hier Phelsuma borbonica agalegae.
Dieses Jungtier von Phelsuma borbonica wäre sofort nach dem Schlupf gefressen worden ohne Sicherung.
Eierschalen nach dem Schlupf

Aufzucht der Jungtiere

Die Jungtiere werden bis auf ein paar Ausnahmen einzeln aufgezogen, da sie sich sonst gegenseitig stressen und jeweils das schwächste Tier aufhört zu fressen und auf die Dauer stirbt. Das gemeinsame Grossziehen von zwei verschieden farbigen Arten (nie zwei mal grün) kann funktionieren. Solche Experimente sollten jedoch erst gestartet werden, wenn schon ein bisschen Erfahrung mit der Aufzucht gesammelt worden ist. Oft handelt es sich dabei um eine Notlösung, weil nicht genügend Platz vorhanden ist.
Die Pflege selbst unterscheidet sich kaum von der Pflege der Elterntiere. Lediglich die Fütterungsintervalle werden kürzer und die Futtertiere kleiner gewählt.
Eine kleine Pflanze trägt zu einem verbesserten Mikroklima bei. Ich verwende bei den meisten Arten die aus Nordostmadagaskar stammende Euphorbia geroldii, welche als Sukkulente bei einmal täglich Sprühen wunderbar gedeiht. Zwei, drei cm Torferde reichen als Bodengrund und sie lässt sich gut über Stecklinge vermehren.
Die Terrarien richte ich karg ein, um die Übersicht und Hygiene zu bewahren. Die schlichte aber dennoch vollständige Einrichtung sorgt für ein Mikroklima, welches bei mir zu wesentlich weniger Ausfällen in der Aufzucht führte. Gelegentlich werden Springschwänze und andere Mikroorganismen verzerrt, welche gleichzeitig Kotresten beseitigen.

Jungtier von Phelsuma vanheygeni; diese Art ist als Jungtier völlig anders gefärbt.

Von der Fütterung von Drosophila rate ich vor allem bei trockenheitsliebenden Arten ab (vgl. Kapitel Futter). Abgesehen von dem geringen Nährwert enthalten die Zuchtansätze oftmals einen Hefepilz, wobei eine einmalige Fütterung das Ende der Kleinen bedeuten kann. Drosophila sind deshalb in meinen Augen kein Taggeckofutter und schon gar nicht für Jungtiere, auch wenn es einige Züchter gibt, welche bisher Glück damit hatten und die Verfütterung immer wieder empfohlen wird.

Wie auch bei den Adultis verwende ich keine Trinknäpfe. Dies scheint sich positiv auf die Jungtiere auszuwirken, vermutlich weil sich Bakterien darin ansammeln können. Die Trockenphase im Winter lasse ich bei jungen Geckos weg. Bei Arten wie Phelsuma mutabilis sollte nur sehr sparsam gesprüht werden, da sie Feuchtigkeit nicht ertragen. Umgekehrt benötigen vor allem Hochlandformen ein sehr feuchtes, aber nicht stickiges Klima.

Das gemeinsame Grossziehen von zwei verschieden farbigen Arten (nie zwei mal grün) kann funktionieren. Solche Experimente sollten jedoch erst gestartet werden, wenn schon ein bisschen Erfahrung mit der Aufzucht gesammelt worden ist. Oft handelt es sich dabei um eine Notlösung, weil nicht genügend Platz vorhanden ist.

Diese Aufzuchtanlage birgt den Vorteil, dass die Zwischenwände herausgenommen werden können. So kann die Anzahl und Grösse der Aufzuchtterrarien der Anzahl und Art der Jungtiere angepasst werden.