Die hier notierten Erfahrungen mit Krankheiten und Unfällen bei Taggeckos sind ergänzend zu verstehen und sollen nicht Tierärzte oder gar wissenschaftliche Studien ersetzen. Der Stress, den der Gang zum Tierarzt verursacht, ist in manchen Fällen das Todesurteil. Oft ist der Gang zum Tierarzt auch völlig überflüssig.
Deshalb hab ich an der Stelle zusammengetragen, was sich bei mir bisher bewährt hat, wobei ich ausdrücklich keine Haftung fürs Gelingen übernehme.
Es gilt der Grundsatz: Vorbeugen ist besser als heilen.
Festkleben:
Grundsätzlich sollte natürlich vorsorglich darauf geachtet werden, dass keine klebende Flächen im Terrarium vorhanden sind. Aber es kommt vor, dass Tiere entweichen und im dümmsten Fall auf einer Klebefalle für Schädlinge festkleben. Auf keinen Fall versuchen, das Tier wegzuzerren oder gar mit irgendwelchen Chemikalien ans Werk gehen. Es reicht, das Tier mit Speiseöl zu übergiessen. Nun klebt die Falle nicht mehr und der Gecko befreit sich so mit der Zeit selbst.
Wenn sich das Tier herausgearbeitet hat, dauert es in der Regel nochmals eine Zeit, bis er das Klebematerial komplett los ist. Deshalb kommt der Gecko nun auf feuchtes Haushaltpapier in einem Heimchendöschen. Bei ca. 25°C das Tier möglichst ohne Störungen ein paar Stunden stehen lassen, bevor das Tier zurück ins Terrarium darf.
Häutungsprobleme:
Häutungsprobleme werden oft durch Staunässe oder Vitaminmangel hervorgerufen. Falls eine Verletzung die Ursache ist, sollte die Verletzungsursache entfernt werden, die Häutungsprobleme müssen nicht behandelt werden.
Falls Häutungsprobleme bei eher trockener Haltung auftritt, kann die Luftfeuchtigkeit etwas angehoben werden, um das Häuten
zu erleichtern. Die Haut weicht sich dann etwas auf. Es muss auch bei Erfolg unbedingt die Vitaminversorgung überprüft werden, da Häutungsprobleme oftmals mehr mit dem Vitaminhaushalt als mit der Luftfeuchtigkeit zu tun haben!
Karottensaft ist an der Stelle oft ein wahrer Zaubertrank. Einfach einen Tag nicht sprühen und dann den Saft anbieten. Meist häuten sich die Tiere zwei drei Tage nach der Verabreichung sauber.
Wenn das alles nicht geholfen hat und der Gecko beispielsweise ein Bein eingeschnürt hat, das er sonst verlieren würde, muss dem Tier aktiv geholfen werden.
Der Gecko kommt in ein Döschen mit feuchtem Haushaltspapier. Das Döschen kommt an eine ruhige Stelle mit ca. 25°C. Falls sich nach zwei, drei Stunden noch immer nichts tut, muss mechanisch nachgeholfen werden, denn grobe Häutungsprobleme können eine Nekrose zur Folge haben. Diese Behandlungen, sollte wenn das Tier zu stark gestresst wird für zwischendurch unterbrochen werden.
Kalksäcke:
Kalksäcke stellen eine Kalziumreserve in dem dafür vorgesehenen endolymphischen Organ dar und sind in einem gewissen Masse normal. Falls sie zu stark ausgeprägt sind, empfiehlt sich eine Reduktion der Kalkgabe. In Manchen Fällen verhärten diese Reserven und können nicht mehr verwendet werden. Dies ist ein optischer Fehler, der das Tier jedoch nicht weiter behelligt.
Phelsuma grandis mit stark ausgeprägtem endolymphischem Apparat (Foto von daygeckofull, Geckosunlimited, herzlichen Dank fürs zur Verfügung stellen!)
Knickschwanz:
Der Schwanz knickt komplett nach hinten. Dies ist nicht mehr zu richten, wird hervorgerufen wenn die Tiere zu fett sind und den Schwanz beim Schlafen nicht mehr halten können. Vorsorge: Nicht zu oft füttern!
Des weiteren gibt es Tiere mit seitlich geknickten Schwänzen. Dies kann auf Rachitis hindeuten, muss aber nicht. Die Ursache dafür ist nicht geklärt, mir fiel jedoch auf, dass wenn eines der Elterntiere einen solchen Schwanz aufweist, dies häufig bei deren Jungtieren ab Schlupf vorhanden ist. Deshalb sollte mit solchen Tieren nicht gezüchtet werden, auch wenn es sich «nur» um einen Schönheitsfehler handelt.
Nekrose:
Ein Körperteil stirbt ab (wird schwarz und schrumpft zusammen/vertrocknet), wird nekrotisch. Dies breitet sich aus und führt letztlich zum Tod des Tieres durch Blutvergiftung. Falls der Schwanz betroffen ist, den Schwanz des Tieres ca. einen halben Zentimeter kopfwärts von der betroffenen Stelle aus festhalten und hoffen, dass das Tier den Schwanz abwirft. Falls der Gecko den Schwanz nicht freiwillig abwirft, muss die Stelle abgedreht werden, auf keinen Fall geschnitten, da sonst kein Regenerat nachwächst. Wer sich das nicht zutraut, sucht lieber einen kompetenten Tierarzt auf. Dasselbe gilt beim Befall anderer Körperteile.
Abschnürung, aufgrund von Häutungsproblemen, Einklemmen oder zu kalte Haltung können Ursachen einer Nekrose sein.
Parasiten:
Wildfangtiere tragen falls noch nicht behandelt immer Parasiten, doch auch Nachzuchten sind meistens Träger von Parasiten, wenn auch in wesentlich geringerem Ausmasse, so dass diese keinen Schaden anrichtet. Es wird zwischen Innen- und Aussenparasiten unterschieden. Bei Aussenparasiten handelt es sich meist um Blutmilben, welche als kleine, rote Punkte erkennbar sind. Diese Tiere können sich unter Terrarienbedingungen unnatürlich ausbreiten und zum Tode des Tieres führen. Oft genügt eine etwas trockenere Haltung aus, um Milben loszuwerden. Bei starkem Befall können die Milben auch mit einer Pinzette entfernt werden.
Verschwinden die Milben nicht ist es möglich, diese mit Raubmilben gezielt zu bekämpfen. Raubmilben fressen Blutmilben. Sind die Blutmilben weg, verhungern die Raubmilben und verschwinden so von selbst wieder. Raubmilben können über den Zoofachhandel bezogen werden.
Nützt auch das nicht, so helfen Strips, welche Dichlorvos enthalten. Das Gift ist allerdings auch für Geckos schädlich und darf nie über dem Wasser hängen. Es sollte auch nicht länger als unbedingt nötig verwendet werden.
Schwieriger wird es bei Innenparasiten, diese stellt man meist nur mittels Kotproben fest und ein gewisses Mass an Innenparasiten ist auch normal. Es gibt jedoch Innenparasiten, zum Beispiel Würmer, welche man unbedingt behandeln sollte.
Im Falle eines Innenparasitenbefalles ist es sinnvoll, das Vorgehen mit einem fachkundigen Tierarzt zu besprechen.
Ein bewährtes Mittel ist Panacours, welches aber nicht zu hoch dosiert werden sollte, da sonst alle Würmer auf einmal absterben und den Darmtrakt verstopfen. Dies wäre tödlich für den Patienten.
Rachitis/Osteomalzie:
Knochenerweichung, häufig durch einen Kalzium und/oder D3 Mangel hervorgerufen. Bei Jungtieren spricht man eher von Rachitis, bei adulten Tieren von Osteomalzie.
Rachitis ist oftmals eine Folge von zu schnellem Wachstum und mangelnder Calcium/D3-Versorgung. Oft ist die Krankheit erst zu sehen, wenn der Unterkiefer runter hängt und dem Tier nicht mehr geholfen werden kann. Manchmal ist vorher ein Sattelrücken oder Knitterschwanz zu sehen.
Osteomalzie hat ähnliche Ursachen. Sie tritt häufig in der Eiablagephase der Weibchen auf, da die Kalziumreserven der Knochen für die Schalenbildung benötigt wird. Durch Stress kann die Krankheit vermutlich zumindest stark verstärkt werden. Falls typischerweise nur das Weibchen an Osteomalzie leidet, sollten nicht über den Futterbrei grosse Kalziummengen verfüttert werden. Eine zu hohe Gabe der notwendigen Mineralien kann dem gesunden Männchen schaden! Das gesunde Männchen umzusetzen ist neben der Prüfung der UV- und D3-Versorgung eine wichtige Massnahme.
Sollten erste Anzeichen einer Knochenerweichung erkennbar werden gilt es schnell zu handeln. Solche Tiere sollten mit (falls möglich natürlichem) UV-Licht versorgt werden. Täglich muss mit einem mit Vitamin-Kalzium-Pulver vermischten Fruchtbrei gefüttert werden.
Verbrennungen:
Verbrennungen werden oftmals nicht als solche erkannt, da die häufigste Ursache UV-Licht darstellt (Sonnenbrand). Es müssen sofort UV-Quellen entfernen werden. Bei schweren Verbrennungen etwas Wundheilsalbe darauf. In schlimmen Fällen ist eine Blutvergiftung und der Tod des Tieres die Folge, deshalb lieber frühzeitig reagieren. Vermutlich weil Verbrennungen oft nicht erkannt werden, handelt es sich um die häufigste Todesursache bei im Bestandserhaltungsprogramm vermittelten Tieren.
Verfettung:
Verfettung wird häufig unterschätzt. Verfettete Tiere stellen die Fortpflanzung ein und werden meist auch nicht alt. Massnahme weniger Futter und vor allem keine Wachsmottenlarven und anderes fetthaltiges Futter verabreichen. Da Fett im Schwanz gespeichert wird, kann gut auf den Umfang des Schwanzansatzes geschaut werden.
Vergreisung:
Mit Vergreisung meine ich Tiere, welche scheinbar grundlos abgemagert und eingefallen wirken, obwohl sie fressen. Obwohl es sich um junge Tiere handelt, sehen sie sehr alt aus. Vermutlich handelt es sich um eine Stoffwechselstörung. Oft ging solchen Symptomen eine Verfütterung von Drosophila voraus. Die meisten Tiere konnten auch mit Fütterung von Wachsmottenlarven und Fruchtzwergen nicht mehr gerettet werden.
Verletzungen:
Achtung, Geckos können den Schwanz abwerfen, es wächst jedoch ein Regenerat nach, welches leider oftmals nicht mehr das gesamte Farbspektrum aufweist.
Kleinere Verletzungen heilen relativ schnell. Ich empfehle bei kleineren Verletzungen nichts zu machen, bei grösseren Wunden macht es Sinn, einen reptilienkundigen Tierarzt zu konsultieren, jedoch nicht selbst zu beginnen die Tiere mit irgendwelchen Salben zu behandeln.
Die Phelsuma dubia links im Bild (aufgenommen im natürlichen Lebensraum) lebt mit nur einem Auge.
Die Phelsuma laticauda laticauda unten im Bild scheint im Biotop auch mit einem Bein weniger gut zurechtzukommen.
Kalziumüberversorgung:
Wird einem Tier zu viel Kalzium (vermutlich kombiniert mit einem Vitaminmangel) verabreicht, kann sich dieser unter anderem an den Füssen ablagern, das Tier kann nicht mehr an senkrechten Scheiben laufen und bildet eine Art Klumpfüsse aus, leider kann betroffenen Tieren nicht mehr geholfen werden und man sollte sie von einem Tierarzt erlösen lassen.
Bei Unsicherheit oder anderen Krankheiten suchen Sie bitte einen fachkundigen Tierarzt auf! Frühzeitige Erkennung der Symptome erhöht die Chance auf Heilung enorm. Krankheitsursachen sollten so schnell wie möglich behoben werden.